ART VIENNA SCHÖNBRUNN 2022
16. – 18. September 2022
Neuer Ort, neue Perspektiven: Die ART VIENNA zieht nach Schönbrunn und macht die herrliche Orangerie und den Garten davor erstmals zum Paradies für Kunstfreunde. Mit ihren großen Fenstern, ihrer Höhe und Weitläufigkeit verwandelt sich der historische Ort für drei Tage zum stimmigsten Kunstplatz Wiens. Zum Gewächshaus der besonderen Art, in der große Klassiker, wie der kraftvoll gestische Arnulf Rainer, Marina Abramovic und Ulay, mit dem Triptychon „Anima Mundi“, oder Sam Havadtoy und sein poppiger Bugs Bunny in der Spätsommersonne glänzen. Eingebettet sind sie in viel junge, frische Kunst, die im idealen Rahmen aufblühen kann.
Der Garten vor der Orangerie verwandelt sich dazu in einen temporären Skulpturenpark, unter anderem mit einer Oskar Höfinger gewidmeten Sonderschau.
Die von Ema Kaiser-Brandstätter und Sophia Vonier kuratierte Sonderausstellung F möchte anhand von 12 ausgewählten Künstlerinnen den Besucherinnen und Besuchern der ART VIENNA neue und positive Blickwinkel auf zeitgenössische, feministische Arbeiten anbieten. Wiens jüngstes Kunstjuwel zeigt viele spannende Facetten, die man nicht versäumen darf!
Ein Rundgang:
Das Leder ist rund, die Kunst bunt
Farbenfrohe Lebensfreude, poppige Heiterkeit und hinterlistige Comic-Lust: Die Kunst darf durchaus salopp, aber stringent Themen und Dinge zeigen und spürbar werden lassen. Alles ist möglich: Hinter scheinbar Heiterem droht Unheimliches, und Monströses wird plötzlich liebenswert.
Kún Kelemen Fine Arts
„Eh...What's up, doc?“ lautet der Slogan des berühmtesten Zeichentrick-Hasen Bugs Bunny. Ein schlauer und hinterlistiger Zeitgenosse, der in seiner schnoddrigen Art alle hinters Licht führt. Doch er bleibt dabei cool. So cool, wie ihn Sam Havadtoy als “Bugs Bunny in Buddha position“, in Bronze, Acryl und Goldstaub, 2018 als 62 Zentimeter große Statue verewigt hat. Havadtoy ließ auch schon Goofy am Trapez schwingen und andere Comic-Berühmtheiten eine poppige Statur einnehmen lassen. Immerhin war der 1952 in London als Sohn einer ungarischen Familie geborene Künstler mit Pop-Größen wie Yoko Ono, John Lennon, David Bowie, Andy Warhol, Keith Haring, George Condo und Donald Baechler eng befreundet..
Galerie Heimo Bachlechner
„Ich will der Welt kein politisches Statement geben. Mir geht es um Ästhetik“, meint Mario Dalpra und die Galerie Heimo Bachlechner aus Graz untermauert dieses Statement mit einigen seiner biomorphen Skulpturen, die beim Betrachten durchaus beste Laune verbreiten können. So auch “The Optimist“, ein aus patinierter Bronze hergestelltes Unikat, das ein wenig an ein zu groß gewordenes Virus erinnert. Das Credo des in Feldkirch geborenen, in Wien und Indien lebende Dalpra lautet: „Die Freiheit der Kunst, dem Betrachter ohne Zwang der Konzeption und Installation ein reines individuelles und kollektives Kunsterlebnis zu ermöglichen, das losgelöst von der Diktion des Kunstmarktes und einer kunstwissenschaftlichen Interpretation ist.“
Kunsthandel Stock
Ein Monster muss nicht böse sein. Vor allem nicht, wenn es so hinreißend von Niki de Saint-Phalle erfunden wurde, wie jenes in einer Farblithographie von 1995. Grummelig und harmlos sitzt „Le monstre“ jetzt bei Kunsthandel Stock und wird fröhlich von kleinen Menschlein, die keine Angst zu haben scheinen, umarmt, geknuddelt und bekrabbelt. Wen wundert’s, hält das Monster doch selbst ein paar bunte Luftballons in seiner Pranke. „Ich war eine zornige junge Frau“ und „ich wurde Künstlerin, weil es für mich keine Alternative gab“, meinte Niki de Saint-Phalle einmal und kam zu dem Punkt: „Ich umarmte die Kunst als Erlösung und Notwendigkeit.“
Galerie Ursula Stross
„Comics halte ich für ganz große und bedeutende Kunst“, sagt Gottfried Helnwein und liebt dabei vor allem die Bewohner von Disneys Entenhausen, die er in verschiedenen Werkphasen immer wieder in seiner Kunst auftauchen lässt. Es ist auch eine Reminiszenz an seine Kindheit, in der ihm das bunte Leben von Mickey Mouse und Donald Duck eine befreiende Gegenwelt zum tristen Nachkriegsösterreich war. Doch ganz so harmlos ist die Welt der Comics bei Helnwein nicht. Seine “Magenta Mouse“, 2020, Öl auf Leinwand, bei der Galerie Ursula Stross aus Graz, fletscht bedrohlich die Zähne und scheint eine gute Portion Monster hinter ihrer Rosa Fassade zu verstecken.
Galerie Trapp
Nur auf den ersten Blick fröhlich bunt, ist der Comic-Zauber in Michaela Konrads ”Can This Be Tomorrow? (Tomorrow)”, 2017/2018, einer Offset-Lithographie, 60 x 42,6 cm groß. Inspiriert wurde sie zu dieser, von der Salzburger Galerie Trapp präsentierten, Arbeit, die Teil einer Serie ist, von Fantasten wie Aldous Huxley, George Orwell oder Phillip K. Dick. Die Künstlerin kreiert darin eine vergangene Vision aktueller Ereignisse. Konrads Stil orientiert sich an der Pop-Art und der Ästhetik amerikanischer Comic-Kunst der 1950er und 60er Jahre. Plakative Farben und die für Comics typischen schwarzen Umrisslinien prägen diese Arbeiten. “Far more real than reality“ steht auf dem Blatt, das mit der entsprechenden App gescannt auch in Augmented Reality, also in virtueller Dreidimensionalität, zu erleben ist.
Lilly’s Art
Wer hätte das gedacht: In den 1980er Jahren ergriff Disneys Goofy das “Soccer-Fever“ und auch Mickey Mouse hat man schon trippeln gesehen. Um den wohl beliebtesten Breitensport kommt wohl keiner herum. Auch der im heurigen März im Alter von 86 Jahren verstorbene, österreichische Bildhauer Oskar Höfinger nicht. Bei ihm ist das Leder allerdings eckig. Denn nur ein paar Kuben hat der im öffentlichen wie im privaten Bereich erfolgreiche Bildhauer benötigt, um 1997 einen dynamischen Stürmer aus patinierter Bronze entstehen zu lassen. Mit Lilly Setzer und Kristian Scheed verband ihn eine mehr als 35-jährige Freundschaft. Ihm ist daher eine Einzel-Ausstellung bei Lilly’s Art gewidmet, mit der sein Schaffen bei der ART VIENNA in der Orangerie sowie im angrenzenden ART VIENNA GARDEN präsentiert wird.
Form, die Vielfalt ihrer Abstraktion
Das runde ins Eckige ist das Ziel beim Fußball. Dass es in der Kunst dann doch etwas weniger eindeutig zugeht, zeigen die folgenden Beispiele. Dabei steht die Frage der Abstraktionsart und des -grades im Fokus. Von kreisrund oder eckig bis monumental, überfließend und schwebend, bis zerknüllt, gemalt, gesägt und gegossen.
AIC Gallery
Als „Zentralformen“ bezeichnet Robert Schaberl seine Bilder von bis zu 3 Meter Durchmesser, die auf dem Stand der AIC Gallery zu erleben sind: „Der Kreis ist eine Form, die sich aus dem Schwung des Pinsels ergibt und magnetisch und meditativ zugleich wirkt“, sagt Schaberl. Er erklärt außerdem: „Wenn Licht auf die Interferenzpigmente trifft, wird das ,weiße‘ Licht – wie bei einem Prisma – in farbiges Licht aufgespalten. Je nach Pigment wird nur eine spezifische Lichtwelle reflektiert, zum Beispiel grünes oder blaues Licht. Je nach Betrachtungsposition verändert sich die Farbe, die man am Bild wahrnimmt. So entsteht eine changierende Farbfläche, die meine Bilder total lebendig macht.“
Galerie Hrobsky
Holz, bevorzugt Platane und Pappel, ist das Material, mit dem der Bildhauer Armin Göhringer arbeitet. Seine Formensprache ist abstrakt. Nach einer kleinen Skizze und ein paar Markierungen auf dem Holzblock wirft er die Kettensäge an und arbeitet komplizierte Konstrukte aus senkrechten und horizontalen Linien, mit Leerstellen und Freiräumen aus dem Holz. „Mit den Skulpturen entsteht eine Simulation, eine Metapher meiner empfundenen Wirklichkeit. Nicht im Computer wie es modern wäre, sondern mit Holz, schwer, biegsam, kompakt und geruchsintensiv, eben mit einem Werkstoff, den alle kennen und der intuitiv verstanden wird. Gezeigt werden reduzierte, einfache Lösungen, dabei riskante und doch stabile Gebilde. Es ist ein Ausloten der Grenzen und ein Aufruf zur Balance und Achtsamkeit“, sagt Armin Göhringer, dessen Arbeiten die Galerie Hrobsky in Schönbrunn präsentiert.
Smolka Contemporary
Als Bildhauer, Grafiker und Medienkünstler zählt der in Lunz am See geborene Hans Kupelwieser zu den vielseitigsten Künstlern Österreichs, der auch international gefragt ist. Die Fotografie stand in seinem Schaffen am Beginn, die Skulptur kam erst später dazu. Über die Arbeit in Fabriken und Produktionsbetrieben begann er sich künstlerisch und skulptural auch mit Metallen zu beschäftigen. „Bei seinen Arbeitsprozessen geht es um die Erweiterung von Gattungsgrenzen und das Ausloten technischer Möglichkeiten“ sagt Andreas Hoffer, der in der Kunsthalle Krems eine bis Ende Oktober laufende Schau kuratiert hat. Im neuen Heidi Horten-Museum hat Kupelwieser dem „Tearoom“ einen geradezu samtig anmutenden Deckenspiegel aus gefaltetem, rot eloxiertem Aluminium verpasst. Aus rotem Aluminium ist auch eine damit korrespondierende Arbeit, die auf dem Stand von Smolka Contemporary zu sehen ist.
Grubeck Contemporary
Abstrakt arbeitet Olivia Kaiser. Das zeigt sich in ihren farbenprächtigen Bildern, die ein starkes Zeichen einer intensiven und wissenden Auseinandersetzung mit Malerei sind, weiß man bei Grubeck Contemporary. Dort zeigt man ihre Gemälde neben Arbeiten von Michaela Schwarz-Weismann.
Olivia Kaiser "bedient sich fein abgestimmter, teils schroff nebeneinander platzierter abstrakter Anordnungen um Beziehungen herzustellen, auszuloten, dabei Malerei als Solche zu hinterfragen, ihre Geschichte, ihre Tradition. Anklänge an die Avantgarde des vorigen Jahrhunderts sind deutlich, werden zeitgenössisch analysiert und mit starker malerischer Stimme durchaus erzählend ins Heute transferiert. Literarische und philosophische Einflüsse erhöhen noch die Komplexität dieser Werke, die bereits international mit Größen der Amerikanischen Color Field Malerei des vorigen Jahrhunderts wie beispielsweise Helene Frankenthaler gezeigt wurden." (Zitat Alexandra Grubeck)
Galerie Reinthaler
„Textur – ist Hilfsmittel, Medium und Ausdruck. Subversiv auf Trägermaterial aufgetragen, tritt sie als grundlegendes Element meiner Arbeit auf und bezieht Stellung zu den gesetzten Fragestellungen. Ich suche nach Bildoberflächen, die unter die Haut gehen, nach menschlichen Regungen und ich begreife Textur als Abstraktion, die das Spannungsfeld des menschlichen Befindens erfahrbar machen kann.“ Das schreibt Veronika Suschnig und die Galerie Reinthaler zeigt auf der ART VIENNA die Belege dafür. Etwa mit Beispielen aus der neuen Serie „Soft Skills“, Arbeiten mit hauchzarten Gaze-Stoffen mit sich in die Abstraktion auflösenden floralen Mustern darauf und aus der Serie „Pain Pattern“, wo Suschnig unter anderem gefährlich spitze Rosendornen in unterschiedlichen Mustern und als Schriftzug auf Bildträger bringt.
Galerie Amart
Mit Antoni Tàpies, geboren 1923 in Barcelona, verstorben 2012 ebenda, und seinem „Gris sobre paper negre (Grau auf schwarzem Papier)“, 1965, signiert, Öl, Graphit auf Papier, 50 x 66,5 cm, findet dank Galerie Amart einer der Großen der Moderne und der bekannteste Informelle Spaniens nach Schönbrunn. Zu Beginn war Tàpies noch stark von der Tradition der Surrealisten geprägt und ließ sich auch von seinem Landsmann Joan Miró sowie von Paul Klee inspirieren.
Gerne wird Tàpies als großes Genie der Abstraktion gewürdigt, dennoch sah er sich selber immer entgegen der Meinung vieler Kunstkritiker nicht als abstrakten Künstler, sondern als Realist, der sein Werk als einen Versuch ansieht, die Wirklichkeit zu begreifen und sie für den Betrachter darzustellen.
W&K Wienerroither & Kohlbacher
Die Klassische antike Skulptur Griechenlands klingt immer mit, wenn man ein Werk von Joannis Avramidis sieht. So auch in seiner „Große Trias“ aus Bronze, von 1970, mit den monumentalen Maßen von 320 x 145 cm, die im ART VIENNA GARDEN dank Wienerroither & Kohlbacher beeindrucken kann.
Für diese Arbeit hat Avramidis säulenartig drei Standfiguren miteinander verschmolzen. Dabei jedoch die Figuren nur soweit abstrahiert, dass sie in ihren sanft an- und abschwellenden zylindrischen Formen an die Rundungen des menschlichen Körpers erinnern. Es ist ein besonders beeindruckendes Beispiel des großen griechisch-österreichischen Bildhauers für seine lebenslange Suche nach perfekten Formen und Rhythmen, durch eine immer wieder neu verfeinerte Reduktion und Konzentration auf das Wesentliche.
Mensch, Passion, Sehnsucht
Das Leben ist ein ewiger Kampf, das Ringen um die Kunst meistens auch. Erst recht, wenn sich die Grenzen zwischen Leben und Kunst auflösen, wie in den legendären Performances von Marina Abramovic und Ulay. Wir erleben bronzene Menschen und Gliedmaßen die sich mutig gegen das Unvermeidliche erheben und kampfbereite Farbgesten von Arnulf Rainer. Die einen Kratzen humorvoll an der Oberfläche, um in die Tiefe zu kommen, während andere melancholisch unerfüllbaren Sehnsüchten nachhängen.
Mario Mauroner Contemporary Art
Marina Abramovic und Ulay (Frank Uwe Laysiepen) arbeiteten und lebten von 1976 bis 1988 zusammen. In ihren Performances und Aktionen erhoben sie sich selbst zum Thema und erkundeten dabei physische und psychische Grenzen sowie die geschlechtsspezifische Rollenverteilung. Dabei verwischte sich die Grenze zwischen Kunst und Leben, und nicht selten gehörte es zu ihrem künstlerischen Konzept, sich realen Gefahren auszusetzen.
Die historisch bedeutende Arbeit, das Triptychon „Anima Mundi“ aus 1982-83, das Mario Mauroner Contemporary Art ausstellt, zeigt Interaktionen des Paares, die an verschiedenen Orten stattfanden und auch in Farbfotografien dokumentiert wurden. So treten die beiden beispielsweise hintereinanderliegend (er rot, sie weiß gekleidet), stehend in Tanzpose wie hier in „Standing“ (er rot, sie schwarz gekleidet) oder auch als Pietà (sie rot, er weiß gekleidet) auf.
FIVE PLUS Art Gallery
Ion Mandrescu wurde 1954 in Suceava (Rumänien) geboren und studierte am Institut der bildenden Künste „Nicolae Grigorescu“ in Bukarest. Seine Serie „Mensch, Zeit, Raum“ ist eine tiefe Meditation über den menschlichen Zustand. In seinen Bronzearbeiten zeigt er, dass die Menschen nicht in einer Sphäre oder einem Kreis gefangen sind, sondern ihr eigenes Schicksal bestimmen können. Er verwandelt verblüffend realistische Gliedmassenstudien in kraftvolle monumentale Skulpturen. So auch in „Eternity“, 2013, Bronze, 40 x 44 cm, ein Unikat, das bei FIVE PLUS Art Gallery zu entdecken ist. Die Botschaft die Mandrescus in seinen Werken ausdrücken möchte ist eine optimistische: Akzeptiere das Unvermeidliche mit Mut.
artdepot Gallery
„Meine Fotografien sind Beobachtungen, schildern jedoch das Dargestellte nicht als eine Art Dokumentation der Wirklichkeit, sondern versuchen in die Vorstellungswelt dahinter vorzudringen“, meint Erich Hörtnagl. Die Natur, so wie er sie in seinen fotografischen Arbeiten, wie etwa in „Seerosen 9 (mit rot)“, 2019, Mixed Media, 80 x 42 cm, sieht, wirkt unheimlich, seltsam mitgenommen, manipuliert und ramponiert.
Erich Hörtnagl ist als Theater- und Filmregisseur sowie Filmproduzent europaweit tätig, lebt in Schweden und in Tirol. Parallel dazu arbeitet er auch als Fotograf, Grafiker und Bildhauer. Auf der ART VIENNA wird er von der artdepot Gallery aus Innsbruck vertreten.
KUNSTHANDEL GIESE & SCHWEIGER
„Kampf“ ist der Titel eines Gemäldes von Arnulf Rainer aus der Zeit um 1981/82, Öl auf Karton auf Holzfaserplatte, 51 x 73 cm. Kunsthandel Giese & Schweiger nimmt das Werk nach Schönbrunn mit. Eine kraftvolle, große Farbgeste in Gelb überlagert darauf dünner und dynamisch zirkulierende Malspuren. „Ich wusste nicht wozu, wohin, wie lange, als ich 1952 begann, über eigene Bilder zu malen. Erst langsam, im Laufe der Jahre, entwickelten sich geschlossene schwarze Flächen oder Strichbündel, in denen ich mich selber erkannte, eintauchte und repräsentierte", schriebt Rainer 1973. Rainer versuchte dabei den Bildern zurückzugeben, was sie seiner Meinung nach Verloren hatten: Das Geheimnis. Er sieht diesen künstlerischen Akt auch nicht als „Zerstörung“, sondern als den Versuch einer „Vervollkommnung“.
NEUE KUNST GALLERY, Karlsruhe
Das saftig fettige Schnitzel mag noch schwer im Magen liegen, aber die rotweißrotkarierte Serviette hebt sich trotzdem ganz leicht in die Lüfte. Denn der deutsche Künstler Markus Brenner hat sie für „Gleiter Serviette“, 2021, 80 x 150 cm, Direktdruck auf Aluminium, zum Papierflieger gefaltet – und lässt sie fliegen. Markus Brenner mag es gerne paradox, überrascht und irritiert mit Humor. Er hüllt schon einmal Fische in Haute-Couture-Stoffe, macht Champagnerflaschen zur Luxuskanone oder hängt sie mit goldener Kanüle in den Infusionsständer. Sein Motto: „Vielleicht muss man ja lustvoll die Oberfläche feiern, um etwas über die Tiefe zu erfahren?“
SUPPAN
Helle Räume, freie Blicke und Wände aus Glas prägen das repräsentative Bauen seit dem Beginn der Moderne. Denesh Ghyczys sanfte Ölmalerei, wie das Gemälde „Silence“, 2022, Öl, Acryl auf Leinwand, 170 x 200 cm, bei der Galerie Suppan, spürt äußerlich beinahe impressionistisch diesem Licht nach, das inszenatorisch effektvoll auf die Böden und Wände repräsentativer Innenräume fällt. Figuren stehen inmitten dieser lichtdurchfluteten Interieurs, oft beinahe so maßstabsklein wie Caspar David Friedrich sie in seine „weltbeseelten“ Landschaften setzte. Die Arbeiten des zeitgenössischen Malers verweisen wie Friedrichs Ikonen der Romantik auf die tragisch unerfüllbare Sehnsucht nach einer Vereinigung aller Gegensätze.
Der Mensch und seine Naturen
Die Wege und Möglichkeiten Natur in die Kunst zu bringen sind viele. Die Naturen selbst können dabei ganz verschieden auffallen. Der eine malt sie, der andere verwandelt sie in etwas Neues, für weitere ist sie Raum für Inszenierung, wird selbst generiert oder es wird etwas als natürlicher Lebensraum begriffen, was mit der uns landläufig bekannten Natur gar nichts zu tun hat.
Galerie Gölles
Alois Mosbachers Bildwelt ist seit seinen Anfängen figurativ und der Bildraum ist immer „Natur“. Nicht anders auch in seinem aktuellen Gemälde „Ghost“ von 2022, Öl auf Leinwand, 140 x 80 cm, das auf dem Stand der Galerie Gölles zu sehen ist. Und doch scheinen sich beim zweiten Blick die Formen der darauf abgebildeten Blüten geisterhaft in der Luft aufzulösen, ihre Konturen zu verlieren. „Überraschenderweise ist die Kunst Mosbachers immer persönlich, radikal individualistisch, sogar anarchistisch, unbeschränkbar willkürlich, total souverän und manisch „ichbezogen” und gleichzeitig fast „neutral”, fast indifferent, fast dinglich-objektiv. Im selben Moment ist er fähig, das Thema – als etwas Irrationales, als etwas Unerklärbares, als etwas Unberechenbares – in den Vordergrund zu stellen . . .“, wusste schon der ehemalige MUMOK-Direktor Lóránd Hegyi 1997 in einem Katalogtext.
Galerie Jünger
Der 1968 in Ybbs geborene Martin Schrampf studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien beim Bildhauer Franz Xaver Ölzant und besuchte den Fotografielehrgang bei Peter Kodera. Heute ist er in beiden Medien tätig. Die Galerie Jünger präsentiert ihn mit „Mandarineneis“, 2016, Aluminium, Kunstharzlack, 110 x 67 x 55 cm, in der Orangerie Schönbrunn als Bildhauer. Über seine Skulpturen meinte Angelika Starkl: „In den Metallobjekten von Martin Schrampf werden die Kontrapunkte von Leblosem und Lebendigem sichtbar. Leblose Materie nimmt Form an, und zwar in Gestalt von organisch wirkenden Körpern. Durch den Einfluss der Hitze, durch das Biegen und Formen von starrem Material entstehen Objekte, die sich uns weich, natürlich und vertraut präsentieren, die sogar menschliche, tierische oder pflanzliche Züge annehmen, oder sich wie Blätter im Wind zu bewegen scheinen.“
Galerie Frey Wien | Salzburg
Malerische Metamorphosen erlebt man im Werk von Harding Meyer, das die Galerie Frey präsentiert: „Seit vielen Jahren nimmt der 1964 in Porto Alegre, Brasilien, geborene Harding Meyer mit einer Filmkamera Fernsehbilder auf. Er filmt Menschen vom Bildschirm ab, die zum Beispiel in Talkshows auftreten und transferiert die auf diesem Weg festgehaltenen Momentaufnahmen in Malerei. Im Allgemeinen erfahren die meistenteils porträthaften Vorlagen, die Meyer immer auch aus Printmedien, dem Internet oder aus seinem privaten Umfeld bezieht, während des Malprozesses eine Umwandlung, indem er wesentliche Details verfremdet und dadurch die Dargestellten bewusst ihrer eigentlichen Persönlichkeit beraubt. So entsteht letztendlich im vollendeten Gemälde allerlei Neues, das auf formaler und inhaltlicher Ebene weit über die zufällig vorgefundenen oder als geeignete Screenshots ausgewählten Motive hinausgeht.“ (Hartwig Knack)
Galerie Michaela Stock
In den 2019/20 schuf Marko Zink unter dem Titel „Ich habe dir nie etwas versprochen“ eine Serie von analogen Panoramafotografien, in denen er, wie bereits 2010 in „Im Wald: Tragödien“, mit einer Art Weltuntergangsszenario von erschreckender Zeitlosigkeit mit hybriden Kreaturen und pflanzlichen Doppeldeutigkeiten, die aktueller denn je sind, operiert.
Marko Zink inszeniert sich darin als Tierfiguren in weiten, meist öden, räudig angekränkelten Landschaften, seine Arbeiten haben performativen Charakter und thematisieren mehrschichtig die Vergänglichkeit der Existenz. Denn dazu kommt, dass das Trägermaterial, der analoge Film, vor der Belichtung gekocht wird und sich dadurch nach einiger Zeit auflöst.
Gaudi Gallery
„A public space of one’s own”, ihren eigenen öffentlichen Raum haben sich Gustaf Elias & Jenny Esbjörnsson mit ihrer gleichnamigen Installation geschaffen, mit der sie die Gesellschaft durch eine alternative feministische Linse kommentieren wollten. Daraus entstand auch eine Dokumentation. Intention von Gustaf Elias und Jenny Esbjörnsson war damit, eine Geschichte über Feminismus, Beziehungen, Farben und Status zu kreieren. Eine Geschichte, die in Fotografien erzählt wird und sich sowohl auf die „Songs of Innocence and Experience“ des Dichters William Blake aus dem 18. Jahrhundert als auch auf Virigina Woolfs „A Room of One's Own“ aus dem 20. Jahrhundert bezieht. Zu sehen bei Gaudi Gallery.
Wonnerth Dejaco
Die wunderbare Warenwelt der Marken sind das Thema von Ellen Shafer, 1985 in Los Angeles geboren, wo sie auch lebt und arbeitet. Natürlich ist es ein kritischer, ein ironischer Blick, den sie auf die Seelenheilbringer des Kapitalismus wirft. „You don’t need Lipstick, Lipstick needs you“, schreibt sie auf Leuchttafeln oder „The bags under may eyes are designer“, wie auf der Arbeit „Shiny Happy People“ (Laughing), 2020, illuminated sign, digital print on backlit film, 38,5 x 38,5 cm, mit der sie Wonnerth Dejaco in der Orangerie vorstellt. Sie selbst berichtet über sich: „Ich wurde in ein Einkaufszentrum hineingeboren und durchquerte den Kanal zwischen den Geschäften von Macy's und JCPenney. Ich lernte, in einem Körper zu sein, indem ich mir verschiedene Pflegevorschriften aneignete. Ich übte choreografierte Bewegungen ein, die mit verschiedenen Produkten verbunden waren. Und während ich durch die endlosen Gänge der Geschäfte und die digitalisierten Symbole der Einkaufswagen wanderte, kultivierte ich meine intimste und dauerhafteste Beziehung.“
ART VIENNA - International Art Fair
16. bis 18. September 2022
täglich 11 - 19 Uhr
Orangerie Schönbrunn
Schönbrunner Schloßstraße 47
A-1130 Wien
Tageskarte: 15,00 EUR (inkl. 20% MwSt.)
Ermäßigte Tageskarte*: 12,00 EUR (inkl. 20% MwSt.)
Schüler*innen & Studierende bis 27: freier Eintritt
*Gruppen ab 10 Personen (pro Person), Pensionisten mit gültigem Pensionistenausweis
Die Aussteller 2022
- AIC GALLERY
- ARTDEPOT GALLERY
- FIVE PLUS ART GALLERY
- GALERIE AMART
- GALERIE FREY
- GALERIE GÖLLES
- GALERIE HEIMO BACHLECHNER
- GALERIE HROBSKY
- GALERIE JÜNGER
- GALERIE MICHAELA STOCK
- GALERIE REINTHALER
- GALERIE TRAPP
- GALLERY URSULA STROSS
- GAUDI GALLERY
- GRUBECK CONTEMPORARY
- KÚN KELEMEN FINE ARTS
- KUNSTHANDEL GIESE & SCHWEIGER
- KUNSTHANDEL STOCK
- LILLY'S ART
- MARIO MAURONER CONTEMPORARY ART
- NEUE KUNST GALLERY
- SMOLKA CONTEMPORARY
- SUPPAN
- WIENERROITHER & KOHLBACHER
- WONNERTH DEJACO