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Mit Kopf und Köpfchen

Köpfe haben gerne Charakter, auch in der Kunst. Egal ob sie mit ihrem Willen durch die Wand wollen, nicht wissen, wohin mit ihren Gefühlen, sich hinter Abstraktion verstecken, hinter Blumen hervorschauen, unendlich viele sind oder so fantastisch, dass man nur noch staunen möchte.

Heute stellen wir diese Aussteller:innen vor:

Kunsthandel Giese & Schweiger

Rudolf Ribarz setzte schon früh seinen Kopf durch – und schlug gegen den Willen des Vaters, eines Kaufmanns, der den Sohn lieber als Nachfolger gesehen hätte, die Künstlerlaufbahn ein. Er ging nach der Handelsakademie auf die Kunstakademie, um mit Studienkollegen wie Emil Jakob Schindler und Robert Russ Landschaftsmalerei zu studieren. 1869 entdeckte Ribarz im Münchner Glaspalast, wo er an der I. Internationalen Kunstausstellung teilnahm, die Franzosen Courbet, Corot und Monet für sich. Er inspirierte sich an den Meistern von Barbizon genauso wie an der Haager Schule. In den 1880er-Jahren wandte er sich verstärkt der Blumenmalerei zu und entwickelte, angeregt vom Japonismus, eine virtuose Darstellungsweise von Blumen. Bei Giese & Schweiger ist das alles herrlich bei „Blumenpracht am Kanal“, um 1889, in Öl auf Leinwand, auf 4 Paneele von jeweils 128 x 45 cm gemalt, nachzusehen.

Galerie Zimmermann Kratochwill

„Out of Breath I“ heißt eine Arbeit von Xenia Hausner in Mischtechnik aus dem Jahr 2005, gezeigt von der Galerie Zimmermann Kratochwill. Man sieht eine liegende Frau, die sich die Seele aus dem Leib zu schreien scheint. Aus Schmerz, aus Furcht, aus Wut? Vielleicht helfen die Worte, die der Schriftsteller Daniel Kehlmann anlässlich der Albertina-Ausstellung 2020 zur Kunst Hausners fand: „Wie also wäre das Leben in einem statt von Gott von Xenia Hausner geschaffenen Universum? Unheimlich wäre es, im ursprünglichen Wortsinn. Es wäre ein Leben, dessen man sich nie sicher wäre. . . Und die Menschen? Diese wären von überwältigender Offenheit und zugleich ganz undurchsichtig. Man verstünde sie, vertrauen aber dürfte man ihnen nicht. Keine ihrer Gesten wäre nur sie selbst, keine ihrer Handlung völlig klar, keine aber auch unbedeutend.“
 

Kaiblinger Galerie & Kunsthandel

1923 wurde Hans Staudacher in St. Urban am Ossiacher See geboren. Im Jänner letzten Jahres ist er in Wien gestorben, als einer der bedeutendsten österreichischen Vertreter des Informel, der gestischen Abstraktion. Doch das war nicht immer so. Staudacher begann, fasziniert von den Malern des Nötscher Kreises als Autodidakt. Besuchte schließlich in Kärnten die Malschule von Arnold Clementschitsch. Übersiedelte nach Wien, war in den 1950er-Jahren Secessions-Mitglied und lebte immer wieder auch in Paris, wo er wichtige künstlerische Impulse empfangen hat. Bevor er 1956 Österreich bei der Biennale in Venedig vertrat, malte er 1954 ein beeindruckendes Querformat (Kaiblinger Galerie & Kunsthandel), stark abstrakt, sehr Fünfziger-Jahre aber immer noch durchaus als „Köpfe“, in Öl, Kunstharz, Tempera auf Hartfaserplatte, ca. 65 x 170 cm, erkennbar. Die Tafel ist signiert, datiert und trägt die Ortsangabe: Wiener Secession, November.

Kunsthandel Michael Kraut

Im südlichen Kärnten am Übergang vom Rosental zum Jauntal liegt die kleine Gemeinde Gallizien. Hoch über dem Tal auf kargen Konglomerat- und Schotterterrassen fand Werner Berg dort 1930 den sogenannten „Rutarhof“, der ihm und seiner Familie ab 1931 ein neues zu Hause wurde. Es war eine kleine Landwirtschaft, ein mit Holzschindeln gedecktes Haus, bis in die 1960er Jahre ohne Strom und Fließwasser. Perfekt für Werner Berg, der das Ursprüngliche suchte, ein einfaches Leben wie die Bauern. Über einem alten Schafstall baute er sich sein Atelier und brach hier radikal mit allem Akademischen, fand unter dem Einfluss Noldes seine flächige, bewusst primitive und so typische Malweise, auch für das Ölgemälde von 1958, „Christine im Blumengarten am Rutarhof“, das einen Mädchenkopf mit roter Mütze vor Märzenbechern, Hyazinten und Tulpen bei Kunsthandel Michael Kraut zweigt.

Galerie Elisabeth & Klaus Thoman

Ein Kopf, mehr Kopf, viele Köpfe darf man vor Elmar Trenkwalders Arbeit am Stand der Galerie Elisabeth & Klaus Thoman sagen. Sie heißt zwar „ohne Titel“, zeigt jedoch eindeutig einen 130 cm hohen Kopf aus glasiertem Ton, aus dem lauter kleinere Köpfe herauswuchern. „Ich fühle mich als jemand, der die Bilder und Gefühle der Welt aufsaugt. Wie in der Traumarbeit transformiere ich diese Bilder und Gefühle...“, sagt Elmar Trenkwalder. Und Herta Pümpel meint: „Elmar Trenkwalders monumentale Keramikskulpturen erinnern in ihrer Struktur ebenso an prunkvolle Barock- und Rokokoarchitekturen wie an indische Tempel oder spätgotische Ornamente ... Die architektonischen Gebilde verschmelzen mit biomorphen Formen aus der Natur, in denen vegetabile Wucherungen und menschliche Körperfragmente vorkommen.“

Kunsthandel Natalia Riedl

Wenn der Post-Boschist Micha Lobi ganz in der Manier von Hieronymus Bosch die „Versuchung des Hl. Antonius“ in seine, erst auf den zweiten Blick sehr heutigen Fantasien übersetzt, steht er in einer langen Tradition. Denn auch andere Meister wie Matthias Grünewald in seinem „Isenheimer Altar“, natürlich Bosch, oder auch Max Ernst und Salvador Dalí haben die Versuchungen des heiligen Antonius durch irdische Lüste und seine Peinigungen durch den Teufel und seine Dämonen, bildgewaltig umgesetzt. Als zentrales Motiv fasziniert bei Lobis Interpretation, ein Wurst, Sardinen und anderes verschlingendes Vielkopfmonster. Zu sehen bei Kunsthandel Natalia Riedl.

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